Bitterstoffe machen müde Menschen munter

Bitterstoffe machen müde Menschen munter

Wenn wir auf der Zunge Bitteres verspüren, wird unsere Speichelproduktion gesteigert. Doch nicht nur das, auch die Tätigkeit von Leber, Galle und Bauchspeicheldrüse wird angeregt. So sind Bitterstoffe eine Wohltat für Magen und Darm und haben sich bei vielen Verdauungsstörungen bewährt.

Unsere Geschmacksknospen können fünf Geschmacksrichtungen unterscheiden: salzig, süss, sauer, umami (würzig) und bitter. Bei letzterer sind wir allerdings etwas ausser Übung. Denn in vielen Lebensmitteln werden mittlerweile die Bitterstoffe entzogen oder es werden ihnen Aromen und Zusatzstoffe hinzugefügt, die den bitteren Geschmack überdecken. Das schürt unsere Abneigung gegen Bitteres leider erst recht. Fehlen genügend Bitterstoffe in der Nahrung, kann dies langfristig zu unterschiedlichen Beschwerden wie Verdauungsprobleme, Blähungen, Völlegefühl, Migräne, Müdigkeit bis hin zu Antriebsschwäche führen. Wer Bitteres jedoch regelmässig isst, gewöhnt das Zungenareal mit ihren Bitterrezeptoren schnell an den Geschmack.

«Was bitter dem Mund, ist dem Magen gesund»

Die Geschmacksempfindung «bitter» wird über die Bitterrezeptoren auf unserer Zunge wahrgenommen. Docken Bitterstoffe an diese Bitterrezeptoren an, so sendet unser Vagusnerv einen Impuls an die inneren Organe. So starten sämtliche Verdauungsorgane übereifrig ihre Arbeit: Die Produktion von Magensäure, Gallenflüssigkeit und Bauchspeicheldrüsensekret läuft umgehend an, um die eintreffende Nahrung in ihre Bestandteile aufzuspalten. Besonders schnell lässt sich dies durch ein angenehmes Bauchgefühl spüren. Sind die Verdauungssäfte in Schwung, verarbeitet sich der Speisebrei besser. Zudem fördern Bitterstoffe die Peristaltik und damit die Passage der Nahrung durch den Darm.

Unguten Verdauungsstörungen wie Blähungen, Aufstossen oder Völlegefühl kann man so mit Bitterstoffen den Boden entziehen. Durch die Zufuhr von Bitterstoffen kann auch die Vitalität gesteigert werden, denn sie wirken tonisierend auf den Organismus, und sie dämpfen die Lust auf Süsses – der Heisshunger lässt nach. Gleichzeitig fördern sie den Appetit auf Gesundes, wodurch die Möglichkeit besteht, das Essverhalten zu ändern – weg von überzuckerten oder versalzenen Industrienahrung mit raffiniertem Zucker und Weissmehl hin zu mehr Vollkornprodukten, Früchten und Gemüse. Bitterstoffe können zudem die Aufnahme von Eisen und der fettlöslichen Vitamine A, D, E und K verbessern.

Bitterstoffe für unser Wohlbefinden

Fühlt sich unser Darm wohl, profitiert der gesamte Organismus. Heute weiss man, dass 80 Prozent des Immunsystems in der Darmschleimhaut sitzt. So unterstützen Bitterstoffe nicht nur unsere Verdauung, sondern stärken die Abwehrkraft und haben eine anregende und kräftigende Wirkung auf den ganzen Organismus. Auch bei Hautbeschwerden wie Ekzemen, Akne oder Hautunreinheiten kann es sich lohnen, Bitterstoffe kurmässig für eine gewisse Zeit einzunehmen, denn dass die Gesundheit von Haut und Darm eng zusammenhängt, beobachtet man in der Naturheilkunde schon lange. Auch auf der seelischen Ebene können Bitterstoffe ihre Wirkung entfalten. Sie geben uns wieder «Boden unter den Füssen», sie erden stark und helfen, die innere Mitte wiederzufinden. Bei nervösen Beschwerden oder einem Gefühl des «durcheinander seins zentrieren Bitterstoffe sofort.

Bitterwert gibt Aufschluss über Stärke

Viele kennen die Scoville-Scala, um den Grad der Schärfe von Chili, Peperoncini und Co. anzugeben. Um Pflanzen nach der Stärke ihrer enthaltenen Bitterstoffe einzuteilen, gibt es dasselbe: den Bitterwert. Unter unseren einheimischen Pflanzen hat der gelbe Enzian und Wermut den höchsten Bitterwert. Schafgarbe und Artischocke besitzen einen mittleren und Wegwarte und Löwenzahn einen schwachen Bitterwert.